Post- und Long-Covid- Syndrom

Behandlung psychischer in Verbindung mit körperlichen Folgen nach einer akuten Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2

Die psychischen Folgen in Verbindung mit den körperlichen Beeinträchtigungen nach einer akuten Infektion mit einer der verschiedenen Varianten des Covid-19-Virus sind vielfältig. Bereits leichte Krankheitsverläufe in der Akutphase können erhebliche Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit und schwere psychische Krisen hervorrufen. Nach schweren Krankheitsbildern mit stationärer Aufnahme und Intensivbehandlung ist zumeist mit einer langwierigen Heilungsphase zu rechnen, in der die psychischen Belastungen die körperliche Rekonvaleszenz erschwert. Patient*Innen die beatmet wurden sind darüber oft schwer traumatisiert mit akuter oder posttraumatischer Belastung. Eine ausgeprägte psychische Beeinträchtigung, die durch ambulante Behandlung nicht besser wird erfordert die stationäre Aufnahme für eine psychosomatische Behandlung.

Die Psychosomatische Privatklinik Bad Grönenbach bietet ein spezifisches Behandlungsangebot für Patienten, die unter erheblichen psychischen und körperlichen Folgeerkrankungen nach einer Infektion mit dem Coronavirus leiden (Long-Covid-Syndrom).

Das Erkrankungsbild zeigt sich durch:

  • ständige Müdigkeit und Schwäche (Fatique)
  • Verlust von Geruchs- und Geschmacksempfinden
  • Ängste, Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit, Gefühle von Sinnlosigkeit
  • Sozialer Rückzug, Kontakt- und Beziehungsschwierigkeiten
  • Verlust von Selbstwertgefühl und Lebensfreude
  • Verminderung von Konzentration- und Merkfähigkeit
  • Muskuläre Schwäche und Schmerzen
  • Symptome einer Posttraumatischen Belastungsstörung (Flashbacks, Betäubt Sein, Gleichgültigkeit, Teilnahmelosigkeit, Rückzug, Angst, Panik, Aggression, vegetative Übererregung, Schreckhaftigkeit, Schlafstörungen, Suizidgedanken, Depressionen)

 

Die Behandlung erfolgt durch eine integrierte körperliche und psychische Behandlung mit einer fachärztlich geleiteten somatischen Behandlung und einem psychologisch-psychosomatischen Intensivprogramm bestehend aus:

 

  • Spezifische psychotherapeutische Behandlung, Copingstrategien, emotionale Verarbeitung, Trauerarbeit, Angstbehandlung, antidepressive Strategien, Traumabehandlung
  • Erneuter Immunstimulation durch Impfung, durch die eine Behandlung der Restsymptomatik erfolgt
  • Atemtherapie, Physiotherapie
  • körperliches Aufbautraining
  • Behandlung der Geschmacks- und Geruchsstörungen
  • Koordinations- und Konzentrationstraining
  • Körpertherapie, Somatic Experience, Vagustherapie
  • Stress-Behandlung, Entspannungs- und Stabilisierungsübungen
  • Schmerzbehandlung, auch mit Hilfe von TCM und Akupunktur
  • Aufbau von Ressourcen (Aktivierung von Selbstwirksamkeit, Genussfähigkeit, Achtsamkeits- und Empathie, Kreativität, Lebensfreude, Kontakte und Beziehungen).
  • Resilienz zur Stärkung der Widerstandskraft.

 

Die körperliche Behandlung erfolgt durch eine Kooperation mit der pneumologischen Abteilung des Krankenhauses Ottobeuren durch regelmäßige fachärztliche Konsultation.

Das Konzept wird individuell auf die vorliegende Belastung zugeschnitten und ist für zunächst 4 Wochen mit aufeinander aufbauenden Modulen konzipiert. Je nach der Schwere der Symptomatik und der erforderlichen Tiefe des Prozesses kann auf 5 – 6 Wochen oder darüber hinaus verlängert werden. Insbesondere bei Posttraumatischen Belastungsstörungen und einer Kombination mit weiteren oder vorbestehenden psychischen Belastungen gehen wir von einer Behandlungsdauer von ca. 8 oder mehr Wochen aus.

  • die Lunge zu behandeln und die Atmung wieder zu trainieren
  • das vegetative Nervensystem wieder in Gleichgewicht zu bringen
  • Schlafstörungen behandeln
  • Schmerzen behandeln
  • Herz-Kreislauf, Muskeln und Bewegungsapparat zu aktivieren und zu trainieren (Fitness)
  • Sinnesnerven zu reaktivieren, insbesondere Geruchs- und Geschmacksnerven

Zusammenfassend zielt die Behandlung darauf ab, die Symptome zu lindern, die Körperfunktionen und das körperliche Wohlbefinden wiederherzustellen.

Medizinisch wird die Behandlung im Haus durch den behandelnden Arzt durchgeführt, der Diagnostik und Therapie einleitet und überwacht. Für die lungenfachärztlichen Begleituntersuchungen und –behandlungen steht Prof. Dr. Hautmann, CA der Abteilung Innere Medizin der Kreisklinik Ottobeuren, zur Verfügung. Zur neurologischen Behandlung steht Dr. Stefan Frisch FA für Neurologie, niedergelassen in Leutkirch und Mitarbeiter am psychosomatischen Lehrstuhl der Universität Ulm zur Verfügung. Die orthopädische Behandlung erfolgt bei Dr. Thorsten Hausäcker, FA für Orthopädie, im Haus mit ergänzenden Angeboten wie manuelle Therapie und Akupunktur. Für kardiologische Fragestellungen besteht eine Kooperation zu Dr. Erler, FA für Innere Medizin am Ort.

Physio- und sporttherapeutische Angebote umfassen klassische Physiotherapie, Atemtherapie, Zwergfell- und Faszienbehandlung, Cranio-Sakrale Therapie und Osteopathie. Verschiedene Formen von Entspannungsverfahren. Meditation, Bewegungs- und Dehnungsangebote ergänzen die Behandlung.

In der Sporttherapie wird ein Aktivierungs-, Aufbau- und Fitnesstraining angeboten mit kontinuierlicher Steigerung der Anforderung. Viele der Therapien finden draußen in der Natur statt. Die morgendliche Aktivierung besteht aus wechselnden Angeboten wie Qi Gong, Yoga, Tanz in den Morgen und Nordic Walking. Zur Behandlung der Lungenfunktion mit positivem endexspiratorischem Druck werden Singgruppen angeboten.

Geruchs-, Geschmacks- und Genusstraining wird anhand von Reizen der Sinnesorgane und Imaginationsverfahren ergänzt und durch Elemente aus dem Achtsamkeitstraining durchgeführt. Dazu kommen Angebote einer gesunden und genussvollen Ernährung mit hochwertigen, biologisch angebauten Lebensmitteln, auf Wunsch vegetarisch oder vegan.

die Belastung durch die Erkrankung zu verarbeiten

Die Psychotherapeutische Behandlung zielt auf die kognitive, emotionale und seelische Bewältigung der Erkrankung. Zwei Einzelgespräche mit ihrem Bezugstherapeuten pro Woche, bei Bedarf das Angebot i.R. der Krankheit erlebte Traumata zu bearbeiten, die Unterstützung durch zusätzliche Sozialberatung und individuelle Einzeltermine bei einem Kreativtherapeuten ermöglichen eine individuelle therapeutische Bearbeitung.

Neben der einzeltherapeutischen Behandlung wird eine thematische Gruppe angeboten, in der Menschen mit ähnlichen Erfahrungen gemeinsam behandelt werden. Regelmäßige Stabilisierungs- und Achtsamkeitsübungen bieten den Rahmen für zentrale, durch die Krankheit berührte und die Menschen erschütterte Themen, die zum tieferen Verständnis und zur emotionalen Öffnung aufgegriffen und bearbeitet werden. Thematisch geht es darum, Bedürfnisse und Gefühle wahrnehmen und sich für die einsetzen, wieder Tritt im Leben fassen, Existenzängste überwinden, Beziehungen wiederaufleben lassen und das Netzwerk wiederbeleben, das eigene Leben wieder in die Hand nehmen und kreativ gestalten, sich neu orientieren. Grenzen erfahren, akzeptieren und nutzen, Strategien zur Alltagsbewältigung, Wege, sich und dem eigenen Körper wieder zu vertrauen.

Die Bewältigung von Ängsten (Angebot „Angst und Mut“) wird ebenso wie die Entwicklung antidepressiver Kompetenzen (Angebot „Depression und Lebensfreude“) angeboten. Sekundäres Suchtverhalten wird thematisiert und behandelt (Angebot „Sucht und Autonomie“). Darüber hinaus werden Belastungen und innere Konflikte bearbeitet, die im Rahmen der Krankheitskrise aufgebrochen sind.

Die Körpertherapie beinhaltet psychische Massagen, Stressreduktion und eine Behandlung des Vagusnervs durch körpertherapeutische Verfahren, Embodiment, Waldbaden, Wassershiatsu, Achtsamkeitstraining.

Die Traumatherapie erfolgt mit Hilfe von Stabilisierung und traumaspezifischen Expositions-Verfahren, körpertherapeutisch mit Hilfe von Vagustherapie und Somatic Experience.

Ressourcentherapie wird durch kreative und kontemplative Gruppentherapien und bei Bedarf mit einem Einzelcoaching angeboten und umfasst Kunst-, Tanz–, Musik-, Theater- und Bewegungs-angebote, Meditation und Erfahrung mit der Natur.

Kognitive Fähigkeiten werden u.a. spielerisch in einer Gruppe „Spielräume“ trainiert.

Mit der tiefen existentiellen Erfahrung einer Krise und durch die Öffnung während der Behandlung, kommen Menschen nicht selten mit Fragen, welche Schlussfolgerungen sie eigentlich aus dieser existentiellen Erfahrung ziehen sollen. Oft entsteht das Suchen nach dem Sinn und nach einer inneren Orientierung. Hinter der emotionalen Verarbeitung des Erlebten, dem Ressourcenstärken, Standort und Perspektiven beleuchten, Lebensfreude und Kreativität zurückgewinnen entsteht das Bedürfnis, die Aufgabe für die eigene Entwicklung in den erlebten Erfahrungen zu verstehen, die einem die Krise stellt.

Angebote in Form von Meditation, Gesprächen und einer Klinikseelsorge trägt diesem Anliegen Rechnung. Auch ein Gruppenangebot („Begegnungsräume“) bieten die Möglichkeit der Beschäftigung, Auseinandersetzung, Annäherung an diese Themen.